Nach 52 Jahren klappern die Stricknadeln in Elmpt nicht mehr

2023-02-15 15:12:33 By : Mr. Julian Pang

Niederkrüchten · Es gibt nur noch einen letzten Basar im Pfarrheim Elmpt am Wochenende 12. und 13. November. Warum der Elmpter Lepra-Strickkreis aufhört.

Klara Forger, Chefin der Lepra-Strickrunde aus Niederkrüchten-Elmpt, lässt ebenso wie ihre Kolleginnen die Stricknadeln nicht mehr klappern.

Eine Ära geht zu Ende. Zum letzten Mal wird die Lepra-Strickrunde der katholischen Frauengemeinschaft Elmpt am Wochenende 12. und 13. November  die Türen des Pfarrheims an der Laurentiusstraße 10 für ihren Basar öffnen. Danach ist Schluss, nach 52 Jahren.

„Bis Anfang 2020 haben wir uns alle 14 Tage im Pfarrheim getroffen und gestrickt“, erzählt Klara Forger (74), seit 20 Jahren die Chefin der Strickerinnen. Dann kam die Corona-Pandemie und die Zusammenkünfte wurden genauso unmöglich wie die beliebten Basare.

Aber das allein ist nicht der Grund für die Entscheidung des Strickkreises, die Nadeln nicht mehr klappern zu lassen. „Der Altersschnitt ist sehr hoch“, erklärt Forger. Gesundheitliche Einschränkungen seien an der Tagesordnung – „und Nachwuchs für die Lepra-Strickrunde konnte nicht gefunden werden“, sagt sie traurig.

Am 8. September 1970 traf sich die Strickrunde zum ersten Mal. Maria Op ten Berg war die Initiatorin. 13 Frauen strickten, häkelten und bastelten. Nur  zwei von ihnen leben heute noch. Bald wuchs die Gruppe auf mehr als 30 tatkräftige Frauen an. Die Erlöse und einige Produkte wie die gestrickten Decken gingen an den Verein „Aktion Mission und Leprahilfe Schiefbahn. Die Häkeldecken wurden etwa in Erdbebengebieten genutzt oder für Menschen, die in Zelten untergebracht wurden.

Die Frauen trafen sich zum Stricken. Bei Kaffee und Kuchen, der bei ihren Zusammenkünften nie fehlte, wurden sie Freundinnen. „Viele wurden dann ja auch Witwen und freuten sich sehr auf die Treffen“, erinnert sich Forger. Die Basare mit reichlich Kuchen und Kaffee und vielen Gästen waren ein Höhepunkt im Jahr.

Beim ersten Basar im Gründungsjahr, gleich drei Monate nach dem ersten Treffen, erstrickten und erbastelten die Frauen einen Erlös von 2060 DM. Vor drei Jahren teilte der Schiefbahner Verein den Frauen mit, dass keine gestrickten Decken mehr angenommen werden könnten. Ein Grund: Die Entwicklungsländer würden die Einfuhr von Textilien erschweren, um die heimische Textilindustrie zu stärken. „Damit fehlte vielen Frauen die Arbeit“, sagt Forger, waren doch die Decken für die Entwicklungsländer ein wichtiges Produkt aus dem Kreis.

Dass sie noch mehr im Angebot haben, beweisen sie nun zum letzten Mal am Wochenende. Dann wird es keinen Kuchen, sondern selbst gebackene Plätzchen zum Kaffee geben. Außerdem Socken, Holzspielzeug, Glückwunschkarten, Puppen- und Babykleidung sowie selbst genähte Schürzen.

Info Der Basar im Pfarrheim Niederkrüchten-Elmpt, Laurentiusstraße 10, beginnt am Samstag, 12. November, um 14 Uhr, und am Sonntag, 13. November, um 11.30 Uhr; Ende offen.