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2023-02-15 16:23:14 By : Mabino Lin

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Textil-Produzent Lukas Weimann aus Schweinfurt

Textil-Produzent Lukas Weimann aus Schweinfurt

Textil-Produzent Lukas Weimann aus Schweinfurt

Lukas Weimann aus Schweinfurt hat seine Sockenmanufaktur zum nachhaltigen Multifunktions-Sportaccessoires-Hersteller entwickelt. Er legt großen Wert auf "Made in Germany". Von anderen Textilunternehmern wurde er anfangs belächelt, heute nicht mehr.

Die unterfränkische Stadt Schweinfurt verbinden viele mit der Wälzlagerindustrie und die großen Autozuliefererbetriebe. Was die Textilindustrie angeht, da ist Schweinfurt definitiv nicht bekannt. Vielleicht muss man sagen: Noch nicht. Der 33-jähriger Lukas Weimann hat binnen zehn Jahren aus einer Garagen-Firma einen 100-Mann-Betrieb gemacht. Er fertigt mit seinem Unternehmen P.A.C. vor allem Multifunktionstücher oder Socken für den Sport. P.A.C. steht hierbei für "Protective Accessory Company" – also für ein Unternehmen für Schutzzubehör. Weimanns Prinzip ist dabei: Alles selbst herstellen. Möglichst unabhängig sein von Zulieferern.

Lukas Weimann ist ein Mann mit einem langen Atem. Er ist in der Sockenproduktion seiner Eltern quasi aufgewachsen. Als die aus gesundheitlichen Gründen ihr Unternehmen verkaufen mussten, der Investor sich aber nicht an die Vereinbarung hielt, hier vor Ort zugunsten der Beschäftigten weiter in Schweinfurt zu produzieren und stattdessen ins Ausland abwanderte, gab er bei seinem BWL-Studium Gas und startete sein eigenes Geschäft. Mit einer Rundstrickmaschine ging es mit dem Aushängeschild seines Unternehmens, dem Rundschal, los. Jeden übrigen Euro steckte er dann in neue Strickmaschinen und übernahm Stück für Stück ehemalige Mitarbeiter.

Nach dem Verkauf hatte der Investor das ehemalige Unternehmen seiner Eltern binnen sechs Monaten geschlossen. "Ich kannte die meisten Leute von klein auf und das tat mir im Herzen einfach weh und aus diesem Grund wollten wir in Schweinfurt eine noch bessere Textilproduktion auf die Beine stellen", sagt Lukas Weimann und schaut eben noch seinen Näherinnen über die Schultern. Jede von Ihnen näht rund 25 Rundschals in einer Stunde zusammen. Alles in Handarbeit.

Weimann legt großen Wert auf "Made in Germany". Das Versprechen soll fast alles umfassen: vom Design bis zur Produktion. Lukas Weimann produziert neben dem Unternehmenssitz in Schweinfurt noch auf der Schwäbischen Alb. Dort werden die "Rundstrickprodukte" gefertigt. In Norditalien stellt P.A.C. Funktionssocken her.

Als er anfänglich auf der Schwäbischen Alb, der Hochburg der deutschen Textilindustrie, bei einem alteingesessenen Unternehmer eine weitere Strickmaschine kaufte und dieser seine Idee vom ausschließlich "Made in Germany" für aussichtslos hielt, kam Lukas Weimann kurz ins Grübeln. Viele seiner Mitbewerber lassen schließlich aus Kostengründen nur in Asien fertigen. Später war ihm aber klar, dass er auf dem richtigen Weg ist. Und zwar in dem Augenblick, als er einen vermeintlichen Fachmann ins Haus holte, der ihm erklärte, dass er seine Produktion ins europäische Ausland verlagern solle, weil es dafür hohe finanzielle Förderung der Europäischen Union gäbe. "Ich fand das pervers und paradox, denn ich hätte in dem Zug viele Arbeitsplätze abbauen müssen. Das waren aber die Leute, die vor zehn Jahren die Firma erst zu dem gemacht haben, was sie ist", sagt Weimann.

Lukas Weimanns Ziel ist auch nachhaltiges Produzieren. Eine 6.000 Quadratmeter-Photovoltaikanlage auf dem Dach sorgt bei ihm für Strom. Soviel, dass sein Unternehmen in den Sommermonaten quasi stromautark ist. Und vom kompletten "Made in Germany" ist er weiter überzeugt, gerade jetzt, wenn die Lieferketten unter anderem wegen der Corona-Pandemie nicht mehr reibungslos funktionieren. "Natürlich sind wir produktionstechnisch immer teurer, als ein asiatischer Produzent", sagt Weimann. Er rechnet aber den Zeitverlust in der Entwicklung, den Musterversand hin und her, den Flug von Entwicklern zu den asiatischen Fabriken, die Transportzeit oder die Transportkosten gegen. Sein Ziel vor zehn Jahren war: Wo könne er den besten, den nachhaltigsten und den innovativsten Artikel produzieren.

Mittlerweile ist Lukas Weimann mit seinen P.A.C.-Produkten einer der Marktführer in Deutschland. Und er exportiert bereits in 17 Länder. Dass er es geschafft hat, zeigte sich für ihn in dem Moment, als seine Produkte von Konkurrenten kopiert wurden. "Ob Sie es glauben oder nicht. Ich hatte damals ein Lächeln im Gesicht. Das war für mich eigentlich die Anerkennung: Sobald die damals noch viel, viel größeren Mitbewerber dein Produkt kopieren, haben wir es geschafft. Jetzt wurden unsere Innovationen übernommen, wir waren Vorbild", sagt Lukas Weimann und schmunzelt.

Lukas Weimann mit einer Mitarbeiterin in seiner Firma in Schweinfurt

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