Irland mal anders erleben: Mit dem Hausboot durchs Land

2023-02-15 15:18:34 By : Ms. Lushyong Zhejiang

Verpasse kein Traumangebot mit unserem Newsletter.

Bei einer Reise mit dem Hausboot lässt sich Irland auf eine besondere Weise entdecken.

Foto: Christopher Hill/Tourism Ireland

Weiden, Wälder und Hügel: Bei einer Hausboottour auf Lough Derg und dem Shannon zeigt sich Irland von seiner besten Seite. An Land warten Highlights wie die Klosterruine Clonmacnoise und jede Menge eindrucksvolle Begegnungen.

Aus purem Zufall würde wohl kaum jemand je nach Scarriff kommen. Das Dorf im Mittleren Westen Irlands ist ein unscheinbarer Flecken an einem Fluss, der genauso heißt. Wird Scarriff irgendwo erwähnt, dann wegen seines Hafens. Hier können keine Schiffe anlegen, nur Boote. Das Hausboot, mit dem wir unterwegs sind, zum Beispiel.

Die Boote tuckern vom Lough Derg, einem abgeschiedenen See in den irischen Midlands, über das Flüsschen, dessen Ufer dicht mit Schilf und Brombeeren bewachsen ist, bis in den Hafen von Scarriff. Das dauert keine Stunde.

Zu den Höhepunkten für Reisende, die mit dem Hausboot auf dem Shannon in der Grafschaft Clare unterwegs sind, gehört die Brücke von Killaloe.

Scarriff ist nicht für große Geschichten gemacht. Auch nicht für das ganz große Schwärmen. Es gibt Orte am Lough Derg, da ist definitiv mehr Rausputz.

Killaloe zum Beispiel. In dem kleinen Ort am westlichen Ufer des Shannons gibt es eine sehenswerte Kathedrale direkt am Fluss, eine mittelalterliche Brücke, hübsche Gässchen und einen Jachthafen. Der Ort ist bei irischen Touristinnen und Touristen sehr beliebt.

Oder Mountshannon, das ist zwar auch winzig, hat aber durch das charmante Café Under the Oak und eine Craftbeerbar einen Hauch ­Hipness abbekommen.

Katie (links) und Tika heißen im Under The Oak Café in Mountshannon Besucherinnen und Besucher willkommen.

Scarriff hingegen wirkt eher kleinbürgerlich. Aber im besten Sinne. Ein Besuch in Scarriff kommt nämlich dem ziemlich nahe, was wohl gemeint ist, wenn man von authentischen Reiseerlebnissen spricht. Das liegt nicht nur an einer zweifellosen Irishness, also dem typischen Irischsein, sondern auch an Evan McNamara.

McNamara ist der Wirt von McNamara’s Pub. Im McNamara’s trifft sich am Samstagabend halb Scarriff. Die andere Hälfte sitzt im Nuala’s in ­Tuamgraney, dem nächstgelegenen Ort. Das Nuala’s ist eindeutig das hübschere Lokal, aber das sind Äußerlichkeiten.

Ein Samstagabend im McNamara’s hat viel zu tun mit Sportstalk, Darts, Hurling und Camogie, das manchmal auch als Frauenhurling bezeichnet wird. Die beiden uririschen Sportarten sind vor allem deshalb außerhalb des Landes bekannt, weil sie als Vorlage für Harry Potters Quidditch gelten.

In Scarriff lohnt es sich, in den Pub McNamara’s einzukehren und mit den Einheimischen ins Gespräch zu kommen.

Im McNamara’s erwartet Reisende ein großes Hallo. Grace Boylan, die Irin, die uns begleitet, kommentiert das so: „The Irish love tourists.“ („Die Iren lieben Touristen.“)

In ihrer Geste einer allumfassenden Umarmung zeigt sich: Community Building ist ein großes Ding hier. McNamara sieht ein bisschen aus wie Hugh Jackman in „Wolverine“, und er verwandelt sich auch so schnell. Erst wirkt er etwas mürrisch, dann bestgelaunt und in großer Community-Building-Stimmung.

Man kann über Irland und die Irinnen und Iren an einem Samstagabend im McNamara’s sehr viel lernen. Etwa, dass die Grafschaft als Identifikationspunkt viel wichtiger ist als die Heimatstadt. Alle kennen ihre County-Farben und die der Nachbar-Counties. Scarriff liegt in Clare: „Saffron and blue“, sagt McNamara. Safrangelb und blau sind also auch die Trikots der Hurlingmannschaften. „Don’t say yellow!“ („Sag nicht gelb.“) Da hört beim Pubwirt der Spaß fast auf.

Wir lernen, warum man hier soccer sagt wie die Amis statt football wie die Britinnen und Briten. Weil es einen gälischen Fußball gibt, und der heißt halt football und ist sehr unscharf ausgedrückt ein Mix aus Rugby und Fußball. Scarriff ist ziemlich gut in Hurling und Camogie, sagt jedenfalls McNamara.

Als wolle er das beweisen, bringt er seinen alten Schläger an den Tisch. Alle nicht irischen Gäste müssen versuchen, den kleinen, überraschend schweren Lederball auf dem Schläger zu balancieren – so wie man das auch im Spiel darf.

Jetzt Super Sparpreis Ticket der Deutschen Bahn sichern und für nur 17,90 Euro quer durch Deutschland reisen!

Und dann sollen wir unbedingt noch einen Blick auf das Dartsturnier im Hinterzimmer werfen. Das tun wir natürlich, probieren es auch mal und müssen immer wieder sagen, wo wir herkommen – und bei der Lokalrunde Whiskey mittrinken. Und endlich verstehen und erleben wir das, was in Irland als „good craic“ („gute Laune“) gilt, nämlich sehr viel Spaß.

Anke McKernan ist ein weiterer Grund, mit dem Hausboot genau hier anzulegen. Direkt neben dem kleinen Scarriff liegt das noch kleinere Tuamgraney, wo sie ihre Woollen Mills betreibt. Das ist gut erreichbar mit den Klapprädern, die das Hausboot geladen hat. Schafe, Wolle, Schals – das ist auch so ein irisches Ding. Anke McKernan kommt aber aus Wunstorf bei Hannover.

In Tumgraney lohnt sich ein Besuch bei Woolen Mills. Die gebürtige Deutsche Anke McKernan bietet hier Wollschals an.

Die gebürtige Deutsche hat in Sindelfingen Weben gelernt. 1991 zog sie mit ihrem irischen Mann Eugene und drei kleinen Kindern nach ­Tuamgraney. Daten helfen nicht viel, wenn man 30 Jahre Existenzbildung einer deutschen Auswanderin in der irischen Provinz begreifen will.

Wie es ist, mit Handwebstühlen einen Lebensunterhalt zu verdienen? Ziemlich unmöglich, sagt Anke McKernan. Wie sie es trotzdem geschafft hat? Mit mechanischen Webstühlen, die noch aus der Zeit der indus­triellen Revolution stammen. Und mit Strickmaschinen. Heute beschäftigt sie 13 Angestellte.

Die Woollen-Mills-Betreiberin und ihr Team stricken und weben 30.000 Schals im Jahr. Manufactum verkauft sie und der British Shop. Und in Tuamgraney kann man sie natürlich auch kaufen und gleich noch mit der Auswanderin sprechen.

Zurück zum Boot. Der Shannon ist Irlands längster Fluss und alle anderen Fakten über ihn machen ein bisschen träge, so wie eine sehr gemächliche Fahrt auf ihm nachmittags es aufs Angenehmste tut. Disconnection ist ein Begriff, der zurzeit oft im Zusammenhang mit Reisen auftaucht. Damit ist das Abschalten, sich vom Alltag trennen, gemeint.

Beim Hausbootfahren stellt sich dieser Zustand sehr schnell ein. Wenn man das Hausboot steuert, tut man sonst nichts, und das, was man tut, ist nicht besonders fordernd. Schneller als etwa zehn Kilometer in der Stunde fährt ein Hausboot nicht, jeder Erwachsene kann es steuern und in den Hafen bringen, Ungeübte bekommen schnell Hilfe von Nachbarbooten, ein Führerschein ist nicht nötig.

Der Shannon fließt sanft, selbst wenn der Wind streng bläst, bleibt der Fluss recht gelassen; auf ihm zu navigieren dehnt eine Weile in die Länge, langweilig ist es trotzdem nicht. Man schippert durch eine wechselnde Uferkulisse, mal Weide, mal Wald, mal Hügel – immer grün und beschaulich.

Die Klosterruine Clonmacnoise ist für viele Reisende eines der Must-Sees in Irland.

Foto: Christopher Hill/Tourism Ireland

Es ist, wie mit dem Wohnmobil auf dem Wasser unterwegs zu sein – alles Nötige ist da, aber auch nicht zu viel. Viele Hausbootfahrerinnen und -fahrer angeln, schwimmen, wandern zu Burgen am Ufer oder dahinter, manche golfen auf nahen Greens. Man kann, ja muss die spektakulären Sakralorte der Gegend entdecken.

Holy Island vor Mountshannon, aber vor allem Clonmacnoise – die berühmteste Klosterruine Irlands. Besonders echt ist Urlaub auf dem Wohnboot aber, wenn man einfach genießt, ruhig und ereignislos durch kaum bebaute Landschaften gleitet. Das ist Landlust auf dem Fluss, Abschalten pur.

Anreise: Die nationale Fluggesellschaft Irlands Aer Lingus bietet zum Beispiel Direktflüge von Berlin, Frankfurt am Main und Düsseldorf nach Dublin an. Von dort geht es mit dem Mietwagen oder per Transfer zur Hausbootbasis in Portumna.

Beste Reisezeit: Die Hausbootsaison dauert von ­Mitte März bis Ende Oktober.

Bootstour: Der Shannon und Lough Derg sind ein beliebtes, ruhiges Fahrgebiet. Am Shannon bieten verschiedene Verleiher Hausboote an – zum ­Beispiel Le Boat. Ein Boot mit vier Kabinen mit jeweils zwei Betten und eigenem Bad ist ab etwa 2.200 Euro pro Woche buchbar. Ein Zwei-Kabinen-Boot für vier Personen ist ab 857 Euro pro Woche buchbar. Reisende erhalten eine kurze Einweisung beim Verleiher und ausführliche, leicht lesbare Karten. Es gibt zudem eine ­Streckenapp.

Attraktionen: McNamara’s Pub: Main Street, ­Scarriff, geöffnet: sonntags bis ­donnerstags 12 bis 20 Uhr, freitags und samstags 12 bis 21 Uhr. McKernan’s Woollen Mills: On the Green, Tuamgraney, geöffnet: ­montags bis samstags 10 bis 18 Uhr, sonntags 12 bis 18 Uhr. Geführte Touren auch in deutscher Sprache.

Diese Reise wurde unterstützt von Tourism Ireland und Le Boat. Über Auswahl und Ausrichtung der ­Inhalte entscheidet die Redaktion.

© 2020 Madsack Travel GmbH & Co. KG

Kontakt Datenschutz AGB Impressum DSGVO Anzeigen und Affiliate Alle Autoren Alle Reisen