Höhle der Löwen: "Mein Po-Gefühl ist toppi!" Wackel-Sattel überzeugt | STERN.de

2023-02-15 15:16:05 By : Ms. Yoyo Xu

Dieser Pitch ging niemandem am Hintern vorbei. "Mein Po-Gefühl ist toppi!", schwärmte Judith Williams nach einer Probefahrt auf dem freibeik, einem Sattelgelenk, das mehr Mobilität auf dem Drahtesel verspricht und nicht nur gut für das Gesäß, sondern vor allem für den Rücken sein soll. "Ich vertraue meinen Po zu 100 Prozent Ihrer Erfindung an", rief Williams den beiden Gründerinnen zu. Nur: Galt das auch für ihr Geld?

Warum muss man immer auf seinem Rad fahren – warum kann man nicht auch mal darauf reiten? Dachte sich Iris, eine überaus aufgeweckte Endfünfzigerin aus Bremen, die sich sowohl gut mit Pferden als auch mit Fahrrädern auskennt. Mit ihrem Mann führt sie seit Jahrzehnten ein Geschäft. Dort hatte sie auch ihren "Geistesblitz", mit einem elastischen Satteluntergestell aus dem Bike einen Gaul zu machen. Den Löwen gefiel freibeik , fast noch mehr waren sie aber von der quietschfidelen Gründerin und ihrer nicht weniger enthusiastischen Tochter angetan. "Sie sind beide der Knaller, eine wunderbare Einheit", freute sich Judith Williams. Auf ein Investment hatte sie zwar keine Lust, das übernahmen dafür Carsten Maschmeyer und Ralf Dümmel. "Sie sind genau mein Beuteschema", verriet Maschmeyer: "Authentische Gründerpersönlichkeit, echte Neuerung und wirklicher Problemlöser." Dafür knöpfte er dem Duo 40 Prozent Beteiligung ab. Beim Geld hört die Zweirad-Liebe auf.

stern-Redakteur Jan Sägert hat das Sattelgelenk ausprobiert. Den Praxistest lesen Sie hier.

Zahlen zum Gruseln: 1 Kilo Garnelen bedeutet 20 Kilo Beifang. Also unter anderem qualvoll verendete Delfine und Robben. Dazu kommt die generelle Überfischung der Meere. 93 Prozent aller kommerziell gefangenen Fische seien gefährdet, rechneten die Erfinder von Happy Ocean Shrimps vor, zwei smarte Surfertypen. Auch Aquakulturen seien wegen der "miserablen Umstände" keine Alternative. Also: Shrimps vegan, aus Algenextrakten, Sojabohnen und Meersalz. Die Löwen fanden's mega. Dagmar Wöhrl: "Das ist schön knackig." Judith Williams: "Schmeckt wie Garnele." Auch Nico Rosberg biss an. Knackpunkt war allerdings die hohe Firmenbewertung – stolze drei Millionen Euro bei fast null Umsatz riefen die beiden Fischfreunde auf. Ralf Dümmel war gleich raus ("Das Eintrittsgeld ist mir zu hoch"), Rosberg und Wöhrl begaben sich zusammen aufs Verhandlungsparkett. Dort erwiesen sich die grünen Gründer als energische Geschäftsmänner ("Das ist ein Riesenmarkt mit einem Riesenwachstum"). Es folgte ein Fight um jeden Prozentpunkt. Am Ende waren alle mit 14 statt 10 Prozent halbwegs happy.

Eine neue Dating-App, yeah, darauf hat die Welt gewartet. Der USP von chaanz: Man hat nur fünf Minuten Zeit, um sich gegenseitig zu kontakten. Danach verfällt das "Match". Damit sollen die Paarungswilligen schneller in die Hufe kommen und knutschen statt chatten. Auf Unipartys und so. Carsten Maschmeyer war sofort in Geschäftslaune. Er wollte diesen Digital Deal so sehr, dass er sogar die Bühne enterte und Georg Kofler anpitchte: "Jetzt frage ich dich, lieber Löwenkollege, würdest du mitmachen?" Südtirol gab grünes Licht. Zwei Opis organisieren jetzt die Datings der Jugend. 

"Mode neu denken" klingt immer gut. Auch das Konzept von Woollaa, dass eine Online-Strickmaschine nur strickt, wenn was bestellt wird, passt prima in die Zeit. Aber nur 800 verkaufte Schals und Babydecken in vier Jahren? Eine "mickrige Performance" sei das, fand Georg Kofler und fragte das Gründer-Ehepaar: "Wo schlägt euer unternehmerisches Herz?" Die Antwort: "Wir haben das nebenher laufen lassen." Der Brotjob als Designer war einfach sicherer und wichtiger. Für Carsten Maschmeyer ein No-Go: "Wenn Sie nicht selbst zu 100 Prozent an Ihr Produkt glauben, wie soll ich als Investor daran glauben?" Beim zweiten No-Deal der Show machten die Unternehmer selbst einen Rückzug. Dem Startup shower plus, das Duschen in eine Art Solebad im Stehen verwandeln möchte, war die Spanne zwischen Angebot und Gegenangebot zu groß. Ralf Dümmel bot 20 Prozent, die Gründer wollten nur 10 Prozent ihrer Firma abgeben. "Wir haben das Produkt organisch wachsend in den Markt geschossen", das solle auch so bleiben. Dümmel angefressen: "Wir hätten in unserem Netzwerk 50.000 Stück davon verkauft."

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